Slawische Burganlagen auf der Insel Rügen (24)
Bergen, Bobbin, Garz, Gobbin, Götemitz, Kap Arkona, Ketelshagen, Kniepow, Lauterbach, Prora, Puddemin, Putbus, Ralow, Ralswiek, Sagard, Sassnitz, Schaprode, Sellin, Stubbenkammer, Venz, Vilmnitz, Wiek, Zudar
Bergen
Bobbin (Vermutung)
An der Straße von Marlow nach Bobbin befindet sich kurz vor dem Ort Bobbin auf der rechten Seite ein gebührenfreier Parkplatz. Schon von hier aus kann man den großen "Wallberg" erkennen, von dem aus sich eine hervorragene Aussicht auf die Umgebung bietet. Wie der Name des Berges schon sagt, befand sich hier möglicherweise in der slawischen Zeit eine Burganlage. Eindeutige Wallzüge sind hier aber nicht zu erkennen.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Garz
Etwa 600 m westlich der Sankt-Petri-Kirche (Landstadt: Garz, Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die Überreste einer großen slawischen Niederungsburg. Das Bodendenkmal (Fundplatz: Garz 1) stellt einen ovalförmigen Ringwall dar, der einen Außendurchmesser von bis zu 230 x 180 m erreicht. Der Burgwall nimmt eine heutige Fläche von bis zu 3,4 ha ein. Der wallgeschützte und höher liegende Innenraum ist sehr uneben und etwa 2 ha groß. Der Wall überragt das umliegende Gelände an der Nord-, Ost- und Südseite um 10 bis 15 m! Zur Westseite war der Burgwall nicht ganz so stark ausgebaut und ist dort noch etwa 5 m hoch. Wie man im modernen Laserscanbild erkennen kann, errichteten die slawischen Erbauer den Burgwall am leicht erhöhten Ostrand einer natürlichen Geländerinne, die zur Slawenzeit einen langgestreckten See von bis zu 3 Kilometer Länge dargestellt haben könnte. Von diesem slawenzeitlichen Gewässer ist heute nur noch der "Garzer See" übrig geblieben, der gleich südlich des Burgwalls liegt. Der "Garzer See" ist heute etwa einen Kilometer lang und noch 1,0 bis 2,5 m tief. Zu ersten archäologischen Ausgrabungen kam es in den Jahren 1868 und 1928. Dabei wurde erstmals festgestellt, dass es sich im Endstadium um eine spätslawische Burganlage des 11. bis 12. Jahrhunderts handeln muss. Die Garzer Burg wurde damals voreilig mit der bei Saxo Grammaticus erwähnten Burg "Charenza" gleichgesetzt, die im Sommer 1168 nach der gewaltsamen Eroberung der Burg am Kap Arkona von den Dänen ohne Gegenwehr eingenommen werden konnte. In den Jahren 2004 und 2005 kam es zu modernen archäologischen Forschungen am Burgwall Venz (Gemeinde: Trent, Insel Rügen), die zum Ergebniss kamen, dass der Garzer Burgwall nicht identisch mit der Burg "Charenza" sein kann. Für das Jahr 1165 ist ein Kriegszug der Dänen gegen die Rügenslawen belegt, bei dem es zu einem Scharmützel vor einer als "borgar Gardz" bezeichneten Burg kam. Diese Burg ist sicher identisch mit dem Burgwall von Garz gewesen. Die Dänen konnten den Burgwall nicht einnehmen und zogen sich wieder zurück. Der Ortsname Garz leitet sich eindeutig vom slawischen Wort "Gard" ab, was soviel wie "Burg" bedeutet. Im Zuge der endgültigen Unterwerfung der Rügenslawen durch die Dänen im Sommer 1168 dürfte auch der Garzer Burgwall vorerst aufgegeben worden sein. Um 1300 soll der unter dänischer Hoheit stehende Rügenfürst Wizlaw III. den alten Garzer Wall reaktiviert haben. Er ließ im Burgareal sogar eine christliche Kapelle errichten. Als der kinderlose Rügenfürst im Jahr 1325 verstarb, wurde der Garzer Burgwall endgültig aufgegeben. Das Bodendenkmal war bis in das 19. Jahrhundert völlig unbewaldet und wurde kurz danach parkartig aufgeforstet. Auf dem Ostwall wurde nach dem 1. Weltkrieg ein Gefallenendenkmal errichtet, das bis heute erhalten geblieben ist. Seit dem Jahr 2010 hat man damit begonnen, den bis dahin stark verwucherten Burgwall besser zugänglich zu machen. Wer den noch sehr sehenswerten Burgwall heute besuchen will, sollte sich wie immer nur die kälteren Jahreszeiten aussuchen. Die Wallkrone ist gut begehbar und etwa 600 m lang (Wallumfang).
Erhaltungszustand: sehr gut
Gobbin (Vermutung)
Etwa 1,2 Kilometer leicht südöstlich von Gobbin (Gemeinde: Lancken-Granitz, Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die vermuteten Überreste einer slawischen Höhenburg. Das Bodendenkmal (Fundplatz: Gobbin 1) liegt am Ende eines ansteigenden Geländespornes, der halbinselartig in die "Having" (Naturschutzgebiet Mönchgut) ragt. Vor Ort ist noch ein etwa 130 m langer, leicht bogenförmiger Abschnittswall von bis zu einem Meter Höhe erhalten geblieben, der ein natürliches Plateau nach Westen hin abriegelte. Die plateauartige "Höhenburg" nimmt eine Gesamtfläche von etwa 6.600 m² ein und hat einen maximalen Durchmesser von 120 x 80 m. Der etwa 4.400 m² große Innenraum ist sehr uneben und fällt nach Norden hin um 10 bis 15 m ab. Der heute bewaldete Geländesporn erreicht am Ostende eine Höhe von bis zu 30 m! Der vermutete Burgwall von Gobbin wurde bereits im Burgwallregister von Kunkel (1932) als wendische Höhenburg aufgeführt. Vom Burgareal stammen bisher nur keramische Oberflächenfunde, die dem "Vipperower und Teterower Typ" zugeordnet werden konnten. Der Burgwall stammt demnach aus der spätslawischen Zeit des 11./12. Jahrhunderts. Die Höhenburg hatte eine ganz ähnliche Lagesituation wie der etwa zeitgleiche Burgwall am Kap Arkona (Jaromarsburg). Allerdings war der Burgwall am Kap Arkona bedeutend größer. Beide Burgen verbindet leider das gleiche Schicksal. Infolge von Naturereignissen (Sturmfluten) sind bereits weite Teile der Höhenburgen zur Ostsee hin abgebrochen. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis von den einst gewaltigen Befestigungsanlagen von Gobbin und am Kap Arkona nichts mehr erhalten geblieben ist. Der leicht erhöhte und ovalförmige Burginnenraum scheint plateauartig und wird von einigen Forschern nicht als eindeutige slawische Höhenburg angesprochen. Es könnte sich also auch um ein natürliches Plateau handeln, welches zumindest von den Slawen genutzt wurde.
Erhaltungszustand: mittel
Götemitz (Vermutung)
Am sogenannten Karowsee bei Götemitz lag auf einer Art Halbinsel möglicherweise eine slawische Burganlage. Sie soll zu einer früheren Wüstung namens "Carow" gehört haben. Der Name des Sees leitet sich von der alten Slawensiedlung ab.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Kap Arkona
Am Kap Arkona, ganz im Norden Rügens, befinden sich die Überreste der sogenannten "Jaromarsburg". Es handelt sich dabei um eine Burganlage, die bereits im 9. Jahrhundert angelegt wurde und bis in das Jahr 1168 bestand. Man vermutet, dass die Burg am Kap Arkona nach der Zerstörung der Rethra-Burg am Tollensesee bei Neubrandenburg, die Aufgabe der einstigen Kultstätte übernahm. Die Jaromarsburg war damit eine überregionale Kultburg des 11. und 12. Jahrhunderts. Bei der Eroberung im Sommer 1168 war ein dänischer Geschichtsschreiber vor Ort, der über die Belagerung und über den vor Ort betriebenen Kult folgendes berichtete:
"Die Mitte der Feste nahm eine ebene Fläche ein und in dieser erblickte man das Heiligtum; dieses war zwar nur aus Holz erbaut, aber der Ausführung nach sehr kunstvoll und nicht nur wegen der Pracht des Götzenkultes, sondern auch wegen der Majestät des in ihm aufgestellten Götzenbildes ehrwürdig. Das Äußere des Gebäudes glänzte durch sorgfälltige Darstellungen in erhabener Arbeit; es enthielt mannigfache Gestalten von Gegenständen in roher und ungeschickter Malerei. Wenn man eintreten wollte, stand nur ein einziger Zugang offen. Das eigentliche Heiligtum umschloß eine doppelte Halle; die äußere Halle, durch Wände gebildet, wurde durch einen purpurfarbenen First bedeckt, die innere Halle aber ruhte auf vier Pfosten und hatte anstatt der Wände lang herabhängende glänzende Vorhänge; sie hatte mit der äußeren Halle nichts gemein außer dem Dach und der unbedeutenden Deckentäfelung. In dem Gebäude befand sich das kolossale Götzenbild. An Größe übertraf es jegliche Gestalt eines Menschenleibes; so stand es mit seinen vier Köpfen und ebenso vielen Hälsen zum Anstaunen da, von den Gesichtern schienen zwei nach der Brust und ebenso viele nach dem Rücken gerichtet zu sein, aber von den vorwärts wie rückwärts gerichteten Gesichtern schien immer das eine nach rechts hin und das andere nach links hin zu blicken. Der Götze war mit geschorenem Bart und mit geschnittenem Haar dargestellt; man hätte meinen können, der Künstler habe sorgfältig die rügensche Art in der Pflege des Haupthaares darstellen wollen. In der Rechten trug die Bildsäule ein Horn, das aus verschiedenartigem Metall hergestellt war. Dieses pflegte der mit den heiligen Bräuchen vertraute Priester jährlich mit Met zu füllen, um aus dem Verhalten der Flüssigkeit die Erträge des nächsten Jahres zu erkennen. Der linke Arm bildete, in die Seite gestemmt, eine Rundung. Die Gewandung fiel bis auf die Schienbeine herab. Die Schienbeine waren aus einer anderen Holzart geschaffen und an die Kniee so kunstvoll angefügt, dass man die Ansatzstelle nur bei genauerer Betrachtung ausfindig machen konnte. Die Füße sah man den Erdboden berühren, doch war ihr Stüptzpunkt auf dem Boden verborgen. In der Nähe sah man den Zaun und den Sattel des Götzen und noch andere Abzeichen seiner Göttlichkeit. Die Verwunderung über diese Dinge vermehrte noch ein Schwert von ansehnlicher Größe; Schneide und Griff waren nicht nur von kunstvoll getriebener Arbeit, sondern zeigten auch äußerlich den schönen Glanz des Silbers. Der feierliche Kult für den Götzen wurde in folgender Ordnung veranstaltet. Einmal im Jahre, nach der Ernte, feierte die buntgemischte Volksmenge von der ganzen Insel vor dem Götzentempel nach Darbringung der Opfertiere ein feierliches Mahl als Gottesverehrung. Der Götzenpriester, der abweichend von dem sonstigen Brauche mit langwachsendem Haar und Bart anzuschauen war, pflegte an dem Tage vor der Feier das Heiligtum, das er allein betreten durfte, unter Benutzung eines Besens aufs sorgfältigste zu reinigen, wobei er darauf achtete, dass er innerhalb des Gebäudes nicht atmete; vielmehr eilte er, so oft er Luft einziehen oder den Atem ausstoßen musste, jedesmal zur Pforte, damit nicht die im Heiligtum offenbar gegenwärtige Gottheit durch die Berührung mit dem menschlichen Hauche verunreinigt würde. Am folgenden Tage entnahm er dann, während die Volksmenge vor dem Eingang lagerte, dem Götzenbild das Trinkhorn und prüfte voller Mißbegierde, ob etwas von dem Maß der hineingegossenen Flüssigkeit verringert wäre; das deutete dann nach seiner Meinung auf Mangel im folgendem Jahre hin, und er ermahnte daher die Leute, die vorhandenen Früchte für die Zukunft aufzusparen; erblickte er keine Verringerung der gewohnten Flüssigkeit, so prophezeite er daraus Zeiten künftiger Fruchtbarkeit der Felder. Dieser Vorbedeutung gemäß ermahnte er bald zu sparsamerem , bald zu ausgibigerem Gebrauch der Vorräte. Dann wurde der alte Met zu Füßen des Götzen als Opferspende ausgegossen und das leere Horn mit neuem Met gefüllt. Hierauf stellte sich der Priester, als ob er dem Götzen zutrinke, bezeigte dem Götzenbild seine Ehrerbietung und erbat mit feierlichen Worten für sich und das Vaterland alles Gute und für seine Landsleute Zunahme an Reichtum und Siegen. War das Gebet zu Ende, so setzte er das Horn an den Mund und leerte es in schnellem, gewaltigem Zuge. Das abermals mit Met gefüllte Horn gab er dem Götzen wieder in die Rechte. Es wurde auch ein aus Weinmet hergestellter Opferkuchen dargebracht; er war von runder Form und von solcher Größe, dasser fast der Gestalt eines Menschen gleichkam. Diesen stellte der Priester zwischen sich und das Volk und pflegte die Leute alsdann zu fragen, ob sie ihn sehen könnten. Bejahten sie seine Frage, so sprach er den Wunsch aus, dass er im nächsten Jahre nicht von ihnen gesehen werden möchte; durch diese Art des Gebetes heischte er nicht seinen eigenen oder des Volkes Tod, sondern zukünftigen Erntesegen. Dann begrüßte er im Namen des Götzen die anwesende Volksmenge in angemessener Weise und ermahnte sie, auch ferner bei der Verehrung dieser Gottheit in emsigem Kultdienste fortzufahren, und stellte als sichere Belohnung des Kultes Sieg zu Wasser und zu Lande in Aussicht. Hierauf verbrachten sie den Rest des Tages mit einem schwelgerischen Gelage, indem sie das Opfermahl in ein Speise- und Trinkgelage umwandelten und die der Gottheit geweihten Opfertiere ihrer eigenen Unmäßigkeit dienstbar machten. Bei diesem Gelage galt es für einen Frevel, nüchtern zu bleiben; das Gegenteil galt als Zeichen von Frömmigkeit. Von jedem einzelnen Manne oder Weibe wurde jährlich zur Verehrung dieses Götzenbildes eine Geldmünze als Geschenk entrichtet. Auch wurde ihm von der heimgebrachten Beute ein Drittel überwiesen, wie wenn sie unter seinem Schutz gewonnen und behauptet wäre. Diese Gottheit hatte ferner dreihundert auserlesene Rosse und ebenso viele Diener, die auf diesen Rossen Kriegsdienste taten. Die ganze Beute dieser Leute, mochte sie durch einen Kriegszug oder durch einen Raubzug erworben sein, wurde der Bewachung des Götzenpriesters unterstellt. Dieser beschaffte aus den verschiedenartigen Beutestücken Abzeichen und mannigfache Schmuckstücke der Tempel und vertraute diese verschlossenen Kisten an, in denen außer einer Unmenge baren Geldes viel vom Alter vermodertes Purpurtuch angehäuft war. Hier erblickte man auch eine ungeheure Menge von staatlichen und privaten Geschenken, zusammengetragen durch die eifrigen Gelübde derer, die Wohltaten von dem Götzen erheischten. Dieses Götzenbild also, das durch die Abgaben des ganzen Slawenlandes verehrt wurde, bedachten auch benachbarte Könige, nicht ohne sich des Religionsfrevels schuldig zu machen, mit Geschenken; unter anderen hat auch der Dänenkönig Sweno den Götzen, um ihn sich geneigt zu machen, mit einem Becher von ausgesuchter Arbeit verehrt, indem er den Eifer für eine fremdländische Religion demjenigen für die einheimische vorzog; diesen Religionsfrevel hat er später durch seinen unglücklichen Tod gebüßt. Diese Gottheit hatte auch noch andere Heiligtümer an mehreren Orten; diese wurden durch Priester von annähernd gleicher Würde, aber geringerer Machtvollkommenheit geleitet. Außerdem besaß der Götze zu seinem eigenen Sonderbrauche ein Roß von weißer Farbe, aus dessen Mähne oder Schwanz Haare zu zupfen für frevelhaft galt. Dem Götzenpriester allein stand das Recht zu, dieses Roß zu füttern und zu besteigen, damit nicht das göttliche Tier durch häufige Benutzung entwertet würde. Nach der Meinung der Rügianer ritt Swantevit - so hieß der Götze - auf diesem Rosse zu Felde gegen die Feinde seines Heiligtums. Als augenscheinlicher Beweis hierfür galt der Umstand, dass das Roß, das zur Nachtzeit im Stalle stand, so sehr häufig frühmorgens mit Schweiß und Schmutz bedeckt erschien, wie wenn es weite Wegstrecken durcheilt hätte. Auch Orakelsprüche wurden durch ebendasselbe Roß in folgender Weise gewonnen. Wenn man einen Kriegszug gegen irgendein Gebiet beschlossen hatte, pflegten die Tempeldiener vor dem Heiligtum eine dreifache Gruppe von Lanzen aufzustellen; in jeder Gruppe waren je zwei Lanzen in schräger Lage miteinander verbunden, indem die Spitzen in die Erde gesteckt waren; die Gruppen waren in gleichem Abstande voneinander entfernt. Zur Zeit des zu unternehmenden Kriegszuges wurde das Roß nach feierlichem Gebet von dem Götzenpriester am Zügel aus dem Stalle zu den Lanzengruppen geführt, und wenn es diese zuerst mit dem rechten Fuß überschritt, so wurde das als günstiges Vorzeichen für die Kriegsführung angesehen; wenn es aber den linken Fuß auch nur einmal vor dem rechten gebraucht hatte, so wurde das Vorhaben, das fremde Gebiet anzugreifen, abgeändert. Und nicht eher wurde eine bestimmte Seefahrt beschlossen, als bis man an den Spuren gesehen hatte, dass das Roß mit dem glückverheißenden Fuß dreimal hintereinander angetreten war. Auch die Unternehmer mannigfacher Geschäfte nahmen gerne Vorbedeutung für ihre Wünsche aus dem Antreten des Pferdes: wenn dies glückverheißend gewesen war, machten sie sich freudig auf den Weg; war es unglücklich ausgefallen, so kehrten sie um und suchten ihr Heim wieder auf. Auch das Losen war ihnen nicht unbekannt. Sie warfen drei Holzstäbchen, die auf der einen Seite weiß und auf der anderen Seite schwarz waren, als Lose in den Schoß und sahen in den weißen Glück und in den dunklen Unglück. Selsbt die Frauen waren nicht unerfahren in dieser Art des Prophezeiens: neben dem Herde sitzend, zeichneten sie, ohne nachzuzählen, beliebig viele Striche in die Herdasche; ergaben diese nachher beim Nachzählen eine gerade Zahl, so galten sie als glückverheißend, andernfalls als unglückbedeutend. Das also war die Tempelburg, von der der Dänenkönig sowohl die Befestigungen, als auch die Religionsbräuche zu vernichten wünschte; denn durch deren Vernichtung meinte er, könnte zugleich der Götzendienst des ganzen Rügenlandes vernichtet werden; solange das Götzenbild stehenblieb, konnten zweifelsohne die Burgen der Rügianer leichter bezwungen werden als ihr Unglaube."
Heute ist von der einstigen Kultburg noch der gewaltige Wall erhalten, sowie eine Burginnenfläche von ca. 200 mal 170 m. Jährlich schrumpft diese Fläche, da Teile des Kreidefelsens immer wieder in die Ostsee abstürzen. Die damalige Burg dürfte fast doppelt so groß gewesen sein wie heute. Wahrscheinlich gab es im 9./10. Jahrhundert auch einmal Zeiten, in der die Burg noch einen zweiten, inneren Wall besaß.
Literatur: Fred Ruchhöft: "Die Burg am Kap Arkona - Götter, Macht und Mythos", von 2010, 96 Seiten
Erhaltungszustand: sehr gut aber stark bedroht
Ketelshagen (Vermutung)
Etwa 900 m nordöstlich von Ketelshagen auf der Insel Rügen liegen die gut erhaltenen Überreste einer alten Burganlage. Bis heute ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob es sich im Ursprung um eine bronzezeitliche oder slawische Befestigung handelte. Es könnte sich um eine vorgeschichtliche Burg gehandelt haben, die von den Slawen später reaktiviert wurde. Vor Ort ist noch ein etwa 290 m langer, stark bogenförmiger Abschnittswall zu erkennen, der einen halbinselartigen Vorsprung in einem heute verlandeten See abtrennte. Die heute verlandete Niederung wird auch als „der Serpin“ bezeichnet. Auch frühere Bezeichnungen der Niederung als „Seppin“ und „Sappin“ sind belegt. Auf dem noch etwa 1,5 bis 5 m hohen Wall wurden im 19. Jahrhundert etliche Rollsteine entnommen. Das lässt darauf schließen, dass der Wall an seiner Vorderfront eine Steinberme besaß. Diese Konstruktion ist typisch für bronzezeitliche aber auch für slawische Burgen. Die durch den Wall geschützte Burgfläche nahm nur eine Fläche von etwa 1,7 ha ein. Diese geringen Ausmaßen sind für eine vermutete bronzezeitliche Burg eher klein. Bisher stammen vom Burgareal nur Oberflächenfunde von vier unverzierten Keramikscherben, die als „vorslawisch“ angesprochen wurden. Da bisher keinerlei Grabungen stattfanden, ist eine endgültige Datierung des Burgwalles noch nicht möglich (Stand 2019).
Erhaltungszustand: sehr gut
Kniepow
"Königsberg oder Himmelberg"
Etwa 1,6 Kilometer südöstlich von Bietegast (Gemeinde: Garz/Rügen, Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die Überreste einer slawischen Niederungsburg mit Flurnamen "Königsberg" oder "Himmelberg". Das bewaldete Bodendenkmal (Fundplatz: Bietegast 1) wird heute auch als Burgwall Kniepow bezeichnet. Der heutige Ort Kniepow gehörte in früherer Zeit zum Gut Bietegast und war seit dem 16. Jahrhundert dessen Meierei. Im 19. Jahrhundert gab es in Kniepow eine Schule sowie eine Holzwärterei. Das slawische Bodendenkmal liegt auf einer natürlichen Halbinsel im Südteil des "Kniepower Sees". In einigen Quellen wird eine Walllänge von 280 m angegeben, was allerdings nicht den Tatsachen entspricht! Es handelt sich um einen etwa 170 m langen Abschnittswall, der die Halbinsel nach Südosten hin abriegelte. Der unregelmäßig verlaufende "Riegelwall" erreicht noch Höhen von 5 bis 12 m und besitzt einen trockenen Außengraben. Da der Außengraben bis zu den heutigen Uferbereichen verläuft, könnte er ehemals Wasser geführt haben. Der "Kniepower See" ist heute etwa 1,5 bis 3,5 m tief und befindet sich im Nahbereich der Burg im Verlandungsprozess. In der Slawenzeit war der Wasserstand sicher etwas höher. Die Niederungsburg hat eine heutige Gesamtausdehnung von etwa 16.000 m² (1,6 ha). Ein ehemaliges Zugangstor wird ganz am Südwestende des Abschnittswalles vermutet, welches man aus Schutzgründen hier errichtete. Es war einerseites durch den nahen See und auf der anderen Seite durch den Wall selbst geschützt. Angreifer konnten vor dem "Seetor" keine großen Belagerungsmaschinen in Stellung bringen. Der Burgwall wurde bereits im Burgwallregister von Kunkel (1932) als wendische Burg aufgeführt. Bisher sind nur keramische Oberflächenfunde vom Burgareal bekannt geworden, die in das 10. bis 12. Jahrhundert gehören. Die Burg wurde vom slawischen Stamm der "Ranen" errichtet und dürfte einige Jahrzehnte in Nutzung gewesen sein. Mit einer heutigen Wallhöhe von bis zu 12 m war der Burgwall bei Kniepow ähnlich stark ausgebaut wie der Burgwall am Kap Arkona (Jaromarsburg) oder der Burgwall Stubbenkammer (Herthaburg). Im Endstadium waren die mehrmals ausgebauten Wallkonstruktionen sicher 15 m hoch und gehörten zu den stärksten Burganlagen der Slawenzeit östlich der Elbe. Ob der Untergang der Niederungsburg im Zuge der dänischen Unterwerfung der Rügenslawen zwischen 1165 und 1168 in Verbindung steht, ist unbekannt. Moderne Ausgrabungen stehen hier noch aus, die eine genaue Laufzeit der Kniepower Burg offenlegen könnten. Wer den Burgwall heute besuchen will, sollte sich die kälteren Jahreszeiten aussuchen. Um den "Kniepower See" führt ein etwa 7 Kilometer langer Wanderweg in das etwa 30 ha große Naturschutzgebiet "Kniepower See und Katharinensee".
Erhaltungszustand: sehr gut
Lauterbach
Lauterbach wurde 1350 erstmals urkundlich erwähnt und liegt ganz in der Nähe von Putbus. Bereits in der Slawenzeit soll es hier eine Wasserburg gegeben haben. Wo diese allerdings genau lag, konnte ich noch nicht herausfinden. Das Gebiet um das Badehaus Goor kommt aber am ehesten in Frage. Lauterbach bedeutet soviel wie "Ort am kleinen, klaren Bach. Goor ist ebenfalls slawischen Ursprungs und verweist auf die Hügellage.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Prora (Vermutung)
Westlich von Prora (Gemeinde: Binz, Landkreis: Vorpommern-Rügen) befindet sich eine weit in den kleinen Jasmunder Bodden hineinragende Halbinsel, auf der die Überreste einer vermutlich zweigliedrigen slawischen Burganlage liegen. Es handelt sich um einen etwa 520 m langen Abschnittswall, der die Halbinsel von Norden nach Süden hin abriegelte. Dieser lange "Riegelwall" (Fundplatz: Prora 2) wird in einigen Flurkarten auch als "Abschnittswall Schanze" bezeichnet. Eine weitere Befestigung lag ganz am Nordwestende der Halbinsel und trägt die Flurnamen: "Burgberg" oder "Tempelberg" (Fundplatz: Prora 1). Diese leicht erhöhte hufeisenförmige Wallanlage stellt meiner Meinung nach eine Hauptburg dar, die erstmals von A. Haas erkannt und 1932 im "Monatsblatt der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde, Seite 5-8" publiziert wurde. Im modernen Laserscanbild ist der gut 520 m lange "Abschnittswall" noch sehr deutlich zu erkennen. Die Befestigung des "Burg- oder Tempelberges" ist dagegen nur noch schwach auszumachen. Der lange "Riegelwall" wurde früher auch als Befestigung des 30-jährigen Krieges (1618-1648) angesprochen. Meiner Meinung nach ist es aber eher eine slawische oder gar ältere bronzezeitliche Befestigung. Moderne Ausgrabungen stehen hier noch aus, die eine endgültige Datierung der Befestigungsanlagen bestätigen können.
Erhaltungszustand: sehr gut (Vorburgwall) bis mittel (Hauptburg)
Puddemin
In Puddemin auf Rügen lag einst eine Wallburg, die heute kaum noch zu erkennen ist, da sie teilweise überbaut wurde. Keramikfunde zeigen, dass dieser Ort auch schon vor der Slawenzeit besiedelt gewesen sein muss. Die Größe dieser Burg betrug einst ca. 100 mal 80 m. Zusätzlich wurde sie durch einen umlaufenden Wassergraben geschützt, der heute noch teilweise erhalten ist. Das Wasser für den Graben wurde aus der nahen Puddeminer Wiek gespeisst. Hier wird es auch einen zur Burg gehörenden Hafen gegeben haben.
Erhaltungszustand: mittel
Putbus
An der Stelle des ehemaligen Schlosses in Putbus befand sich in der Slawenzeit bereits eine Burganlage. Sie lag direkt an einem kleineren See, der nötigen Schutz bot. Wer hier zu dieser Zeit lebte ist nicht mehr feststellbar. Es muss sich aber um eine Adelsfamilie der Ranen gehandelt haben, denn nachdem 1325 der letzte slawische Fürst ohne Nachkommen gestorben war, übernahm die jetzt hier lebende Familie die führende Rolle der Adelsgeschlechter auf Rügen. Sie erbauten sich um 1371 dann eine Burg aus Stein an gleicher Stelle. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Burg dann zum Schloss mehrfach umgebaut. 1964 wurde das Schloss abgerissen, weil man kein Geld mehr für Sanierungen aufbringen wollte und konnte. Ausserdem befand sich hier im zweiten Weltkrieg ein Fliegergeneralstab im Gebäude. Auch dieser Umstand wurde dem Gebäude zu DDR-Zeiten zum Verhängnis. Heute befindet sich hier eine Terasse am See, die an das Schloss erinnern soll.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Ralow (Vermutung)
Auf der Insel Rügen liegt ein Gut, Namens In-Wiek. Nicht sehr weit davon hat vor ca. 800 Jahren die Burg Ralow gelegen. Die Spuren dieses alten Burgwalles lagen im Gutspark von Ralow am Kubitzer Bodden. Der Graben war im 18. Jahrhundert noch zwanzig Ellen breit und hatte eine Tiefe, wie die "höchste Tanne im Lande", so wie der Wall eine Breite von fünf und zwanzig Ellen hat. Diese Burg ist schon zu heidnischen Zeiten eine starke Festung gewesen, und es hat angeblich ein berüchtigter Seeräuber, Namens Rolwiek, seinen Rückzugsort hier gehabt, von dem sie auch den Namen erhalten hat. Der Rolwiek hat dort viele Jahre sein Unwesen getrieben, bis es endlich dem Fürsten Jaromar I., der überall im Lande die Räuber verfolgte und ausrottete, glückte, auch ihn zu fangen und seine Burg zu zerstören, so die Überlieferung.
"Derselbe Räuber Rolwiek hatte zwei Schwestern, von denen die Eine Agathe und die andere Jutta hieß. Die hatten ihren Bruder sehr lieb, und als er gefangen und seine Burg zertrümmert war, da flohen sie in die Nachbarschaft, und erhängten sich beide aus großem Herzeleid. Die eine, nämlich Jutta, ging auf einen Berg, der in der Nähe lag, die andere in ein kleines Gehölz. Davon heißt denn noch die Höhe, die nicht weit von In-Wiek, nach der Pribrowschen Wedde zu, rechts am Wege nach Landau liegt, der Jüttenberg, und das Holz, welches sich einen guten Flintenschuß weiter befindet, das Agathenholz. - Die Zerstörung der Burg soll im Jahre 1182 geschehen sein." Vom Burgwall ist heute nicht mehr als ein stark abgeflachter Wall im Park erhalten. Ob dieser allerdings den Burgwall darstellt, kann ich nicht sagen. Eine Buchquelle sagt, der Wall sei nicht mehr vorhanden.
Ganz in der Nähe liegt ein Wiese am Kubitzer Bodden, die eine auffällige Aufhellung aufweist. Stand hier einst eine alte Siedlung? Das ist aber nur meine persönliche Vermutung. Bilder der Stelle seht ihr in der Galerie.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Burgwall:
Vermutete Siedlung:
Ralswiek (Vermutung)
Etwa drei Kilometer nordöstlich von Ralswiek auf Rügen befinden sich die gut erhaltenen Überreste einer größeren Burganlage. Das heute bewaldete Bodendenkmal wird auch als „Schlossberg“ (Fundplatz: Ralswiek 2) bezeichnet. Auch hier ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob es sich im Ursprung um eine bronzezeitliche oder slawische Befestigung handelte. Vor Ort ist noch ein etwa 300 m langer, leicht u-förmiger Burgwall zu erkennen, der eine natürliche Erhebung umschloss. Nach Norden bis Nordosten hin war das Burgareal offen, da das steil abfallende Gelände zum „Großen Jasmunder Bodden“ einen natürlichen Schutz zu dieser Seite bot. Der etwa 3,5 m breite und noch 2 bis 2,5 m hohe Wall umschloss ein Areal von etwa 1,4 bis 1,5 ha Fläche. Im Westen und Süden sind noch heute Wallsenken zu erkennen, die auf die ehemaligen Zugangstore hindeuten. Nach archäologischen Untersuchungen von Joachim Herrmann im Jahre 1983 besaß der Wall an der Außenseite auch eine etwa 4 bis 5 m breite Berme mit Böschensicherung. Bei seinen Grabungen wurde nur wenig Keramik beobachtet. Vom Burgareal liegen bisher bronzezeitliche aber auch mittelslawische Scherben vom „Typ Menkendorf“ vor. Die Slawen haben diese große Burg sicher nicht errichtet, zumindest aber im 10. Jahrhundert besiedelt. Ob der reaktivierte Burgort noch mit dem früh- bis mittelslawischen Handelsort von Ralswiek in Verbindung stand, muss vorerst Spekulation bleiben.
Erhaltungszustand: gut
Sagard
Luftbild von 1953 mit Markierung des Burgwalls
"Burgwall Capelle" oder "Töpferberg"
Etwa 350 m leicht südwestlich der Sagarder "St. Michaelis" Kirche (Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die stark verschliffenen Überreste einer slawischen Niederungsburg. Das Bodendenkmal wird heute als Gartenanlage genutzt und trägt die Flurnamen "Burgwall" oder "Töpferberg". In den 1950 er Jahren wurde das Burgareal landwirtschaftlich beackert. Dabei wurde der Burgwall stark breitgepflügt und zu großen Teilen eingeebnet. Im modernen Laserscanbild sind die Überreste der Wallburg aber noch schwach zu erkennen. Demnach handelte es sich um eine hufeisenförmige Burganlage, die einen Außendurchmesser von etwa 125 x 125 m besaß. Die verschliffenen Überreste erstrecken sich heute über 12.000 m² (1,2 ha). In der Burgmitte scheint eine schwache kreisrunde Erhöhung zu liegen, die einen Durchmesser von etwa 50 m besitzt. Ob der Burgwall eine zweigliedrige Befestigung war oder die kreisrunde Erhöhung einen natürlichen Ursprung hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Die slawischen Erbauer errichteten die Befestigung am Südrand einer natürlichen Geländerinne, die heute vom "Sagarder Bach" durchflossen wird. Der Burgwall wurde bereits von O. Kunkel im Burgwallregister von 1932 als wendische Burganlage erwähnt. Er vermutete, dass der Burgwall identisch mit der in der Knytlingasage erwähnten slawischen Burg "Asund" sein muss, die von den Dänen im Sommer 1164 eingenommen wurde. Die Sage berichtet, dass in dieser Burg der slawische Gott "Pizamar" von den Ranen (Rügenslawen) verehrt wurde. Der Gott war eine Art Friedensbeschützer und soll in der Burg eine eigene Tempelstätte in Form einer hölzernen Kulthalle besessen haben. Diese Tempelstätte könnte auf der kreisrunden Erhöhung innerhalb des Burgwalls gestanden haben. Leider erzählt uns die Sage nichts über das Aussehen des Gottes "Pizamar". Vermutlich war er aus Eichenholz errichtet und stellte ein kolossales, mehrköpfiges Götzenbild dar. Nach der dänischen Eroberung wurde die heidnische Tempelstätte zerstört und an gleicher Stelle eine christliche Kapelle errichtet. Diese Kapelle soll noch 1250 bestanden haben und wurde als "ecclesia de Yasmund" urkundlich erwähnt. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts verlor der Burgort an Bedeutung und wurde spätestens nach dem Tod des kinderlosen Rügenfürsten Wizlaw III. im Jahre 1325 aufgegeben. Aus der nahen Vorburgsiedlung entwickelte sich der heutige Ort Sagard. Im Ursprung schrieb sich der slawische Ort "Zagarde" oder "Zagharde", was übersetzt etwa "unterhalb der Burg" bedeutet. Der heutige Flurname "Töpferberg" ist sicher auf die keramischen Hinterlassenschaften vom Burgareal zurückzuführen. Der Flurname "Burgwall Capelle" leitet sich von der christlichen Kapelle ab, die innerhalb des slawischen Burgwalls errichtet wurde. Noch heute erinnert die "Capellerstraße" in Sagard an die einstige slawische Burgsiedlung.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Sassnitz
1. "Burgwall "Hengst"
Circa 1,5 km nordöstlich von der Ortsmitte Sassnitz befindet sich am Rand des Kreidefelsens eine sehr alte Wallanlage. Der Burgwall wird auch "der Hengst" genannt. Mit einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden, etwa 200 Meter langen Erdwall, ist die Burg relativ groß. Funde beweisen bereits eine Besiedlung in der Bronzezeit. Damit gehört diese Wallanlage zu den ältesten auf Rügen. Eine Wiederbesiedlung erfuhr die Anlage in der Slawenzeit. Man kann davon ausgehen, dass hier ein Rückzugsort für die Bevölkerung in Notzeiten bestand. Wann genau und unter welchen Umständen der endgültige Untergang der Burg bewirkt wurde, ist nicht bekannt. Die alte Burgfläche ist schon größtenteils der Erosion zum Opfer gefallen.
Erhaltungszustand: sehr gut aber bedroht
2. "Burgwall Stubnitz bei Werder"
Eine zweite slawische Anlage befindet sich ebenfalls nördlich von Sassnitz an der Straße nach Buddenhagen. Sie liegt auf dem sogenannten Schlossberg. Sie ist heute teilweise abgetragen worden, dennoch ist sie eindeutig erkennbar. Auch hier sind die genauen Gründe für den Untergang nicht bekannt.
Erhaltungszustand: gut aber bedroht
Schaprode
An der Stelle der heutigen Kirche befand sich einst eine Slawenburg, die heute leider nicht mehr erkennbar ist. Hier landeten 1168 die Dänen an, um Rügen endgültig zu christianisieren. Wahrscheinlich wurde der Burgwall abgetragen oder planiert.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Sellin/Jagdschloss Granitz
"Schanzenberg"
Gute drei Kilometer nordwestlich von Sellin auf Rügen befinden sich die gut erhaltenen Überreste einer "Höhenburg". Das Bodendenkmal (Fundplatz: Granitz 8) trägt die Flurnamen "Schanzenberg" oder "Schanzenort" und liegt heute auf der Gemarkung von Granitz (Jagdschloss Granitz). Die Gesamtausdehnung der hufeisenförmigen Burganlage beträgt bis zu 200 x 170 m (Gesamtfläche: ca. 24.000 m²). Zur nördlichen Seite besaß die Burgfläche keinen Wall, denn dort fällt das Gelände um 40 bis 50 m steil zur Ostsee hin ab. Moderne Ausgrabungen haben hier noch nicht stattgefunden (Stand: 2019). Die Entstehung der "Höhenburg" wird aber der Bronze- bis Früheisenzeit zugeordnet. Da vom Areal auch slawische Keramikscherben vorliegen, scheint der Ort auch während der slawischen Besiedlung Rügens als Siedlung genutzt worden zu sein. Den alten Burgwall haben die Slawen nach heutigen Erkenntnissen aber nicht wieder reaktiviert. Der auf einer natürlichen Bergkuppe angelegte Burgwall ist heute von außen noch 5 bis 9 m hoch. Die unebene Innenfläche überragt der Burgwall noch um 2 bis 3 m. Heute liegt das Bodendenkmal in einem großen Waldgebiet (Granitz) und ist nur schwer auffindbar. Wer die Höhenburg dennoch besuchen möchte, sollte sich die kälteren Jahreszeiten aussuchen.
Erhaltungszustand: sehr gut
Stubbenkammer
"Herthaburg"
Etwa 750 m südwestlich des Nationalpark-Zentrums Königsstuhl "Stubbenkammer" (Stadt: Sassnitz, Ortsteil: Stubbenkammer, Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die bewaldeten Überreste einer slawischen Burganlage. Das Bodendenkmal (Fundplatz: Stubnitz 2) wird heute als "Herthaburg" bezeichnet und liegt direkt am erhöhten Nordufer des bis zu 11 m tiefen "Herthasees". Nördlich des Sees verlief ein plateauartiger Höhenrücken, den die Slawen mit einem viereck- bis bogenförmigen Wall umschlossen. Zur südlichen Seeseite war die Burgfläche ohne Wallanlagen befestigt, da das Gewässer zu dieser Seite einen natürlichen Schutz bot. Der erhaltene Burgwall erreicht heute eine maximale Ausdehnung von bis zu 170 (W-O) x 60 m (N-S) und schloss eine Burgfläche von etwa 4.200 m² ein. Der Burgwall ist nach außen noch bis zu 17 m hoch und überragt die Burginnenfläche um bis zu 8 m. Der breite Walleinschnitt im Süden des Ostwalles wurde vermutlich erst in der Neuzeit angelegt. Ob hier auch das ehemalige Burgtor lag, entzieht sich meiner Kenntnis. Archäologische Ausgrabungen zu DDR-Zeiten konnten nachweisen, dass die am Ende gewaltige Burg bis in die spätslawische Zeit des 11./12. Jahrhunderts bestand. Der heutige Name "Herthaburg" leitet sich von der sogenannten Herthasage ab, die vermutlich auf das 17. Jahrhundert zurückzuführen ist. Angeblich sollen die heidnischen Burgbewohner Menschen in kulturellen Zeremonien geopfert haben, deren Körper man anschließend im See versenkte. Noch heute soll die germanische Göttin "Hertha" im Burgwall ihr Unwesen treiben. Diese Sage kann man sicher in das Reich der Fabeln verweisen. Der Burgwall ist eindeutig eine slawische Burganlage gewesen, in der ein hoher Ranenhäuptling seinen Herrschaftssitz hatte. Der heutige "Herthasee" wurde früher auch als der "schwarze See" bezeichnet. Erwähnenswert ist noch, dass sich der Name Stubbenkammer von den slawischen Wörtern "Stopin kamen" ableiten soll, was übersetzt etwa "Stufenfels" bedeutet. Damit ist sicher der nahe Kreidefelsen "Königsstuhl" gemeint gewesen, den auch schon die alten Rügenslawen kannten.
Erhaltungszustand: sehr gut
Venz
Vilmnitz
In Vilmnitz auf Rügen gab es mit einiger Wahrscheinlichkeit in der Slawenzeit eine Burgwallanlage. Stoislaw, der Bruder vom Rügenfürst Jaromar I. soll der Eigentümer gegen Ende des 12. Jahrhunderts gewesen sein. Von einer typischen Wallanlage ist im Ort nichts mehr zu erkennen, allerdings gibt es den alten Flurnamen "Burgwall" südwestlich der Dorfkirche. Hier wird die Burg vermutet. Ausserdem befindet sich hier ein kleines Gewässer, das den Standort einer Burg als Schutzfunktion begünstigte.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Wiek
Der Ort Wiek wurde erstmals 1165 als "Vikr" schriftlich erwähnt. Dabei war auch die Rede von einem slawischen Burgwall. 1314 und 1318 wurde der Ort wieder schriftlich erwähnt. Demnach bestand hier früher eine Honigaue, also das Züchten von Bienen für die Honigverarbeitung, in Wiek. Nach 1168 wurde auch das Gebiet von Wiek christianisiert. Es siedelten sich dann im Laufe der Zeit immer mehr Deutsche in dem Ort an und die slawische Bevölkerung wurde assimiliert. 1875 errichtete man einen Friedhof auf dem slawischen Burgwall im Ort. Die Burgwallanlage stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert und wird vor Ort "Borgwall" genannt.
Erhaltungszustand: nicht erhalten
Zudar
"Wallberg"
Etwa 150 m östlich der Sankt Laurentius Kirche von Zudar (Gemeinde: Garz/Rügen, Landkreis: Vorpommern-Rügen) liegen die Überreste einer slawischen Niederungsburg. Das bewaldete Bodendenkmal (Fundplatz: Zudar 1) wird heute als "Wallberg" bezeichnet. Es handelte sich vermutlich um eine ehemalige Inselburg, die einen ovalen Durchmesser von etwa 90 x 75 m erreichte. Das etwa 6.500 m² große Burgareal war ursprünglich von einem geschlossenen Wall umgeben, der eine Höhe von bis zu 5 m erreichte. Leider ist der Wall heute zur Südwestseite völlig abgetragen worden. Vermutlich wurde das Burgareal in früheren Zeiten landwirtschaftlich genutzt, wobei die Erde des Walles an dieser Seite abgetragen wurde. Vielleicht verwendete man die Erde des Südwestwalls auch für den heutigen Erddamm, der zum Burgwall führt? Die ehemalige Inselburg lag etwa 100 m vom westlichen Festland entfernt und war wohl nur über eine Holzbrücke zu erreichen. Heute ist der "Wallberg" mit einem breiten Schilfgürtel halbinselartig mit dem Festland verbunden. Vom Burgareal liegen fast ausschließlich spätslawische Keramikscherben vor. Demnach dürfte die Inselburg im 11./12. Jahrhundert bestanden haben und war vermutlich der stark befestigte Herrschaftssitz eines lokalen Ranenhäuptlings. Bereits im Burgwallregister von O. Kunkel (1932) wurde der Burgwall von Zudar als slawische Burg erwähnt. Er berichtete damals auch von steinzeitlichen Hinterlassenschaften vom Burgareal. Der Ort Zudar wurde bereits im Jahre 1166 urkundlich erwähnt. Ob die Burg in jener Zeit noch bestand, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Burgareal ist heute stark mit Büschen und Bäumen bestanden. Ein Besuch ist daher nur in den kälteren Jahreszeiten zu empfehlen. Ein einspuriger Plattenweg führt heute vom Festland aus zum Bodendenkmal. Vom "Wallberg" hat sich bis heute eine alte Sage erhalten. Demnach soll der Seeräuber "Störtebeker" hier einen seiner Rückzugsorte gehabt haben, von wo aus er immer wieder Handelsschiffe der "Hanse" auf der nahen Ostsee angriff.
Erhaltungszustand: mittel