Slawische Burganlagen in Berlin (8)


Blankenburg, Blankenfelde-Schildow, Köpenick, Spandau, Spandau-Zitadelle, Stralau, Treptow, Treptow-Köpenick


Blankenburg

Etwa 750 m nördlich des Ortskerns von Blankenburg im Berliner Bezirk Pankow liegen am östlichen Rand der einstigen Pankeniederung die schwachen Überreste eines wohl mittelslawischen Burgwalls. Die Anlage wies einen inneren Durchmesser von nur 30 x 35 m auf. Im Südosten schloss sich eine unbefestigte Vorburgsiedlung an. Bei der Erstaufnahme im Jahr 1893 wurde ein von einem Wassergraben umgebener Ringwall von 51 m Außendurchmesser - ohne Tor - aufgezeichnet. Bereits zum Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wurde die Wallanlage bis auf geringe Reste abgetragen und teilweise überbaut. Im Zusammenhang mit dem Bau der Stadtautobahn A114, die den einstigen Burgwall am westlichen Rand anschnitt, wurden in den Jahren 1971/72 archäologische Ausgrabungen mit  einem Wallschnitt durchgeführt. Eine großflächige Untersuchung war wegen der Bebauung des Geländes mit Einfamilienhäusern nicht mehr möglich. Bei der Ausgrabung konnten zwei Burgphasen nachgewiesen werden. Die erste  Burganlage wurde nach Brandrodung und Planierung der Fläche auf unbesiedeltem Gelände errichtet. Die Befestigung der ersten Burg wurde als Holz-Erde-Mauer in Rostkonstruktion errichtet und bestand aus drei hintereinander liegenden Sektionen, die durch eine Plankenwand gehalten wurden. Die senkrechten Planken standen in Abständen von 0,6 m. In die Erdfüllung brachte man zahlreiche Feldsteine ein, womit vermutlich die Festigkeit der Anlage erhöht werden sollte. Der Wall der ersten Anlage hatte an der Basis eine Breite von etwas mehr als 8,5 m. Bei der Grabung wurde eine zur älteren Burg gehörende Siedlungsschicht mit Grube angeschnitten, woraus eine dichtere Besiedlung des Innenraums abgeleitet wurde. Brandspuren weisen darauf hin, dass die Burg abbrannte. In der zweiten Phase blieb zwar der ältere Wall weitgehend erhalten, wurde aber durch eine außen vorgesetzte weitere Rostsektion von 1,2 m Breite verstärkt. Ferner wurde am Außenwall eine Berme aus Ton angefügt. Um den Wall im Überschwemmungsgebiet der Panke vor Unterspülung zu sichern, errichtete man einen Flechtwerkzaun am Fuß der Berme und eine waagerechte Eichenholzpackung aus Spalthölzern. Letztere wurden durch senkrechte Pfosten von 5 - 10 cm Dicke gehalten. Flechtwerkzaun und Eichenholzpackung waren wegen der Ufernähe recht gut erhalten. Die Datierung der Burgphasen erfolgte durch das umfangreiche Keramikmaterial sowie bei der jüngeren Burg durch eine dendrochronologische Untersuchung. Die Datierung der älteren Burg basiert auf Funden überwiegend unverzierter Keramik, insbesondere von S-förmig geschwungenen Töpfen. Die Zuordnung der jüngeren Burganlage in das 9./10. Jahrhundert wird auf Funde reich verzierter, doppelkonischer Tonware der Menkendorfer Kultur zurückgeführt. Die dendrochronologisch untersuchten Hölzer des Uferschutzes der jüngeren Anlage ergaben als letztes messbares Datum das Jahr 861. Die Burg ging bereits im 10. Jahrhundert zugrunde, was im Zusammenhang mit der ersten deutschen Ostexpansion (929-983) und/oder den deutsch-polnischen Kriegszügen am Ende des 10. Jahrhunderts stehen könnte. Die Burg Blankenburg lag inmitten einer Siedlungskammer, die durch die Panke und ihrer Zuflüsse bestimmt war. Vermutlich bildete die kleine Burg das Zentrum einer Siedlungskammer, die von der mittel- bis spätslawischen Zeit bestanden hatte. Bisher konnten etwa 20 unbefestigte Siedlungen festgestellt werden, die besagter Siedlungskammer zugeordnet werden können. "Blank" ist ein sehr altes deutsches Wort für "leer". Die deutschen Einwanderer nannten die Burg also "leere, verlassene Burg". Daraus entwickelte sich dann die Bezeichnung Blankenburg. Heute liegt die ehemalige Slawenburg unter den Grundstücken der Burgwallstraße Nr. 76-77.
 
Erhaltungszustand: nicht erhalten
 
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Blankenfelde/Schildow

Etwa 500 m südlich der Ortschaft Schildow und 1,7 km nord-nordwestlich des ehemaligen Dorfes Blankenfelde (heute Ortsteil von Berlin-Pankow) findet sich auf verschiedenen Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert (1682, 1731, 1770) die Flurbezeichnung “Burgwall“. Es wird vermutet, dass sich diese Flurbezeichnung auf einen ehemaligen slawischen Burgwall (der Sprewanen) am Rande der Tegeler Fließniederung bezieht. Joachim Herrmann beschreibt1960 eine Bergnase bzw. Spornlage am Talrand des Tegeler Fließes, die auf drei Seiten von Wiesen umgeben war und auf der Südseite anscheinend ehemals durch einen Abschnittsgraben vom höheren Gelände getrennt war. Auf dem vermuteten Gelände wurden im 19. Jahrhundert einige ur- und frühgeschichtliche Funde gemacht. Im Jahr 1931/32 wurden kurz vor der Parzellierung und Bebauung mit einer Kleingartensiedlung auch einige archäologische Untersuchungen durchgeführt, die Hinweise auf eine bronzezeitliche und slawische Besiedlung erbrachten. Weitere Funde wurden in den 1970er Jahren gemacht. Aufgrund fehlender archäologischer Befunde konnte eine Burg bisher allerdings noch nicht nachgewiesen und daher auch nicht zeitlich eingeordnet werden. Im Gesamtkontext der slawischen Besiedlung des Berliner Raumes erscheint eine Datierung der möglichen Burg auf das 7./8. Jahrhundert plausibel. Heute ist das vermutete Gelände beidseits der Schildower Straße größtenteils parzelliert und bebaut (Einfamilien- und Wochenendsiedlung). Auf Grundlage historischer Karten kann im fraglichen Gebiet nahe Schildow eine einstmals inselartige Erhebung in der Fließniederung und südlich davon ein Geländesporn mit markanter Anhöhe ausgemacht werden, die für die Anlage eines slawischen Burgwalls samt Vorsiedlung gut geeignet erscheinen. Durch die dichte Bebauung ist eine eindeutige Klärung, ob Burgwall oder nicht, heute jedoch kaum noch möglich.
 
Erhaltungszustand: nicht erhalten
 
Ehemalige Hauptburg:
 

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Köpenick

Im südöstlichen Teil Berlins befindet sich die sogenannte Köpenicker Schlossinsel. Die Halbinsel liegt heute im Fluss Dahme, kurz vor der Einmündung in die Spree. In slawischer Zeit existierte hier wohl schon seit dem 9. Jahrhundert eine kleinere Burg, die einen Durchmesser von etwa 50 m besaß. Das nördlich anschließende Vorburgareal nahm eine Fläche von 135 m x 80 m Fläche ein. Wie dieses Vorburgareal genutzt wurde, konnte man bisher nicht nachvollziehen. In der nachvollgenden spätslawischen Zeit wurde die Halbinsel mit einer viel größeren, etwa 220 m x 80 m großen Befestigungsanlage überbaut. Diese Anlage gehört dem 11./12. Jahrhundert an und dürfte ein politisch-wirtschaftliches Zentrum dargestellt haben, das burgstadtartige Züge besaß. Vermutlich residierte der Sprewanenfürst Jaxa von Köpenick um 1150 in dieser Burg. Nach der deutschen Eroberung der slawischen Gebiete um 1157 wurde die Burg weiter genutzt. Vor Ort ist heute nichts mehr von den einstigen Burganlagen erhalten geblieben.

 

Erhaltungszustandnicht erhalten

 

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Spandau

"Spandauer Burgwall"

Etwa 1,3 Kilometer südsüdwestlich der Spandauer Sankt-Nikolai-Kirche (Bezirk: Spandau, Stadt Berlin) lag vom späten 9. bis frühen 13. Jahrhundert eine bedeutende Burgsiedlung der "Heveller", die insgesamt 8 Bauphasen hatte. Heute ist der Bereich überbaut worden und nicht mehr zu erkennen. Das Bodendenkmal (Fundplatz: Berlin-Klosterfelde 13, 22, 32) trägt den Flurnamen "Borgwall", wird von der Archäologie allgemein aber als "Spandauer Burgwall" bezeichnet. Im Ursprung handelte es sich um zwei natürliche Talsandinseln, die am Zusammenfluss von Havel und Spree lagen. Die verteidigungstechnisch günstig liegenden Talsandinseln waren schon seit der frühslawischen Zeit des 8./9. Jahrhunderts als offene Siedlungen bewohnt. Vom letzten Drittel des 9. bis frühen 10. Jahrhunderts errichteten die Slawen hier eine erste Burganlage. Die Burg wurde auf der nördlichen Talsandinsel errichtet und hatte einen Durchmesser von nur 35 m (Phase 1). Auf der südlichen Talsandinsel lag eine kleine Vorburgsiedlung, die mit einem Flechtwerkzaun geschützt war. Nach Dendrodaten zu urteilen, wurde der erste Burgwall um 920 (913+/-10) errichtet oder in jener Zeit bereits ausgebaut (Phase 2). Die Archäologen konnten die genaue Entstehungszeit der ersten Burg leider nicht mehr genau bestimmen. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts wurde der Burgwall zu einer etwa 50 m großen Burg ausgebaut (Phase 3-4). Die Vorburgsiedlung auf der südlichen Talsandinsel scheint nun aufgegeben worden zu sein. Der mittelslawische Burgwall (Phase 4) scheint noch vor dem Ende des 10. Jahrhunderts verlassen worden zu sein. Die Untersuchungen liessen erkennen, dass die mittelslawische Burgsiedlung um das Jahr 1000 über einige Jahrzehnte brach lag. Im Verlauf des 11. Jahrhunderts wurde der verlassene Burgort reaktiviert. Die ehemaligen Talsandinseln wurden nun zu einer großflächigen Insel umgestaltet. Hier entstand nun eine zweigliedrige Inselburg, bestehend aus einer kleinen Hauptburg und einer großflächigen befestigten Vorburgsiedlung. Diese spätslawische Inselburg (Phase 5-8) entwickelte sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts zu einer frühstädtischen Burgstadt. Am westlichen Havelufer lag bereits seit der mittelslawsichen Zeit eine Vorburgsiedlung. Von dieser Siedlung führte eine kurze Holzbrücke zur mittel- bis spätslawischen Inselburg. Der "Spandauer Burgwall" könnte nach Deutung der Archäologen auch noch das frühe 13. Jahrhundert erlebt haben. 

Erhaltungszustand: nicht erhalten

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Spandau-Zitadelle

Nördlich der heutigen Spandauer Altstadt befand sich bis zum 12. Jahrhundert ebenfalls eine befestige slawische Anlage, nämlich an der Stelle der Zitadelle. Sie war wie der weiter südlich liegende Burgwall (Spandau) auf einer Talsandinsel errichtet, die wohl damals noch eine schmale Landverbindung mit dem Behnitz hatte und mit diesem einen zusammenhängenden Siedlungskomplex bildete. Im Jahr 1157 gerieten beide Anlagen in die Hände von "Albrecht dem Bären". Es liess die beiden Burgen ausbauen, da von ihnen aus die nahen Handelsstraßen kontrolliert werden konnten. Optisch sichtbar ist heute von dieser Anlage nichts mehr.

Erhaltungszustand: nicht erhalten

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Stralau (Vermutung)

Auf der äußersten Spitze der sogenannten "Stralauer Spitze" vermutet man heute eine slawische Burganlage. Zu erkennen ist vor Ort allerdings nichts mehr. Aber dennoch bot sich diese Stelle als Standort einer Burg sehr gut an. Ausgrabungen könnten hier mehr ans Tageslicht bringen.

Erhaltungszustand: nicht erhalten

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Treptow

Auf der äußersten Spitze des sogenannten "Teptower Spreeparks" lag bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine slawische Burganlage. Zu erkennen ist vor Ort allerdings nichts mehr, da sie vollständig abgetragen wurde. Aber dennoch bot sich auch diese Stelle als Standort einer Burg sehr gut an. Man konnte von hier aus die Spree überwachen, ausserdem befanden sich in unmittelbarer Umgebung weitere slawische Ansiedlungen. Zu DDR Zeiten enstand in der Nähe der einstigen Wehrburg ein Vergnügungspark mit einem großen Riesenrad. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die DDR Kinderserie "Spuk unterm Riesenrad". Sie wurde hier gedreht. Am Anfang des Films wird oft der ehemalige Burgbereich, sowie die Spree gezeigt. Somit hat man einen guten Überblick über die Lage der slawischen Burg. In welcher Zeit die Burg genutzt wurde, kann man heute nicht mehr sagen, da beim Abtragen der Anlage keine Untersuchungen stattfanden.

Erhaltungszustand: nicht erhalten

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Treptow-Köpenick (Vermutung)

Auf der Insel "Großer Rohrwall" im langen See bestand in der slawischen Zeit vermutlich eine Wallanlage, von der heute allerdings bis auf den Namen nichts mehr übrig ist. Sie wurde sicherlich schon recht früh bebaut und wenig später mit einer Wallanlage versehen. Wann genau die Erbauung und der Untergang geschah, ist bisher nicht bekannt. Vielleicht handelte es sich hier auch nur um eine befestigte Inselsiedlung?

Erhaltungszustand: nicht erhalten

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