Slawenstämme im westslawischen Raum (Auswahl)
Besunzanen, Daleminzier, Dossanen, Drewanen, Heveller, Kessiner, Linonen, Lusizer, Milzener, Müritzer, Neletici, Nizizi, Obodriten, Ploni, Polaben, Ranen, Redarier, Rezanen, Siusili, Sorben, Sprewanen, Tollenser, Ukranen, Wagrier, Warnower, Wilzen, Wolliner, Zamzizi, Zirzipanen
Die Besunzanen waren ein westslawischer Stamm, der im sogenannten Bayerischen Geographen um 850 bis 900 erstmals erwähnt wurde. Wo genau sie gesiedelt haben ist bis heute nicht eindeutig belegt, da sonst kaum andere Schriftquellen diesen Stamm erwähnen oder genaue Siedlungsgebiete nennen. Möglich sind Gebiete des Neißetals, östlich des Stammes der Milzener, das nördliche Böhmen oder der Bereich des Dresdner Elbtalkessels. Der Bayerische Geograph erwähnt für diesen Stamm zwei Burgen mit dazugehörigen Dörfern und Siedlungen (Civitas). Möglicherweise war eine dieser Burgen die Anlage auf der "Landeskrone" bei Görlitz in Sachsen. Die zweite Burg wird im Bereich um Görlitz gelegen haben. Da dort aber bis zu 29 Burgen existierten wird es schwer sein, die erwähnte zweite Burg im Land der Besunzanen zu lokalisieren. Spätestens im 11. Jahrhundert dürften sie ihre Eigenständigkeit an die Deutschen verloren haben.
Die Daleminzier oder auch Daleminzen waren ein slawischer Stamm, der an der Elbe im Meißener Land und der Lommatzscher Pflege, sowie um Döbeln und Mügeln lebte. Sie selbst nannten sich aber Glomaci oder Glumaci, nach ihrem zentralen Heiligtum. Erstmals erwähnt wurden sie im Jahre 805. Sie sollen 14 Siedlungsgefilde gehabt haben und wohl auch ebensoviele Burgen. Ihre Hauptburg war Gana, die 928/29 entgültig erobert wurde und heute bei Stauchitz in Sachsen lokalisiert werden konnte. Danach wurde das slawische Land Daleminzien ins Reich eingegliedert.
Die Dosse bei Wittstock in Brandenburg
Die Dossanen waren ein westslawischer Volksstamm, der 948 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Andere Namensformen ihres Stammes waren Doxani, Doxanen, Dasseri oder Desseri. Sie siedelten im Bereich der Dosse, einem Nebenarm der Havel. Die stark befestigten Burganlagen in Kyritz und Wusterhausen bildeten ihre Verwaltungs- und Handelszentren. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurden ihre Gebiete endgültig von den Deutschen erobert.
Die Drewanen waren ein westslawischer Volksstamm, der bereits im 8. Jahrhundert in die Gebiete des heutigen Wendlandes in Niedersachsen einwanderte. Ihr Name leitete sich von der stark bewaldeten Region ab, in der sie lebten. Wichtige Burgen lagen in Hitzacker, Clenze und Dannenberg, die dort im 9./10. Jahrhundert entstanden.
Am Ende des 8. und Anfang des 9. Jahrhunderts unterstanden die Drewanen der fränkischen Herrschaft, blieben jedoch weitgehend weiter autonom. Erst unter der Führung Otto I. wollte man die slawische Herrschaft beenden, was zum großen Slawenaufstand von 983 führte. Möglicherweise blieb das Wendland aufgrund des dichten Waldes und der Unzugänglichkeit weitgehend von diesen Auseinandersetzungen verschont. Noch bis in das 17. Jahrhundert sprach man im Wendland "Drawenopolabisch", eine slawische Sprache. Noch heute haben viele Ortsnamen slawische Ursprünge in der Gegend.
Die Heveller waren ein slawischer Stamm, der an der mittleren Havel siedelte. Sie selbst nannten sich "Stodorjane". Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von den Fluss- und Seeufern des Havelbogens zwischen Spandau und Rathenow. Ihre Hauptburg war seit der späten früh- bis mittelslawischen Zeit die Burg Brandenburg an der Havel. Offensichtlich existierte bei ihnen eine Dynastie. Um 1150 wurden die Heveller endgültig unterworfen und ins Reich eingegliedert.
Die Kessiner waren ein slawischer Stamm, der im heutigen Mecklenburg an der Unterwarnow siedelte. Seit dem 10. Jahrhundert sind sie schriftlich überliefert und gehörten dem slawischen Lutizenbund an. Ihre Hauptburg war die Burg Kessin, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Burgwall von Fresendorf bei Rostock war.
Nach dem "Lutizischen Bruderkrieg", einem Krieg innerhalb des Bundes, wurden sie stark geschwächt und in das Obodritenland eingegliedert. Sie mussten diesen dann Tribute zahlen. Im Jahre 1114 und 1121 zogen die Obodriten gegen die Kessiner. Gründe waren wohl Aufstände der Kessiner. Ihre Burg Kessin wurde 1121 endgültig erobert. Im Zuge der deutschen Ostexpansion im 12./13. Jahrhundert wurden sie von der einwandernden deutschen Bevölkerung allmählich assimiliert.
Die Linonen, auch Limonen, waren ein westslawischer Stamm, der im Bereich der heutigen Westprignitz siedelte. Sie wanderten wohl schon um/nach 700 in diese Gegend ein und besiedelten die Gebiete zwischen Elbe, Elde, Löcknitz und Stepenitz. Sie besaßen enge Beziehungen zum Stamm der Obodriten. Die Hauptburg und Stammessitz um 929 war die Burg "Lunkini", der heutige Burgwall Lenzen "Neuehaus" in Brandenburg. Im September 929 eroberten die Deutschen unter Heinrich I. diese Burganlage und töteten alle Insassen. 983 kam es zu einem slawischen Gegenangriff, der die deutschen Besatzer über die Elbe vertrieb. Spätestens ab der Zeit unterstanden die Linonen den Obodriten. 1066 wurde der Obodritenfürst Gottschalk in der Burg Lenzen (Burgwall Lenzen in Brandenburg) von aufständischen Slawen ermordet. Im 12. Jahrhundert kamen die ehemals slawischen Linonengebiete an die Deutschen, diesmal endgültig.
Die Lusizer oder Lusitzi gehörten zu den westslawischen Stämmen und siedelten in dem Gebiet der heutigen Niederlausitz (Brandenburg). Wohl schon um 700 wanderten sie in das Gebiet ein. Erstmals erwähnt wurden sie im 9. Jahrhundert im Bayerischen Geographen. Ihre ersten Wallburgen dürften am Ende des 9. Jahrhunderts errichtet worden sein. Durch die immer größer werdende Bedrohung durch das ostfränkische Reich nahm der Burgenbau weiter zu zum Anfang des 10. Jahrhunderts. Ihre kleinen Wallburgen waren kreisrund und hatten meist einen Durchmesser von nur ca. 50 m. Im Vorfeld dieser Anlagen lagen fast immer Vorburgsiedlungen mit Werkplätzen. Im Jahre 932 kam es dann zu einem Kriegszug König Heinrichs I. gegen die Lusizer. Die slawische Oberschicht wurde in den folgenden Jahren bis 963 beseitigt. Zwischen 1002 und 1031 kam das Gebiet der Lusizer in polnische Hände. Erst im 12. Jahrhundert kam das Gebiet endgültig in deutsche Hände und wurde neu besiedelt. Slawische und deutsche Siedler lebten nebeneinander und gründeten neue Dörfer und Städte. Bis heute hat in der Niederlausitz ein eigenständiger Volksstamm der Slawen überlebt, die sogenannten "Sorben".
Die Milzener waren ein slawischer Stamm, die die heutige Oberlausitz besiedelten. Erstmals erwähnt wurden sie im 9. Jahrhundert. Sie sollen 30 Siedlungskammern mit ebensovielen Burgen besessen haben. Ihr genaues Siedlungsgebiet ist heute nicht mehr eindeutig zu umfassen, dürfte aber im Großraum von Bautzen gelegen haben. Noch heute leben in der Region ihre Nachfahren, die Sorben.
Die Müritzer, auch Murizzi, waren ein slawischer Stamm im heutigen Gebiet des Sees Müritz in Mecklenburg. Der Name des Sees kommt vom slawischen "Morcze", was soviel wie "kleines Meer" bedeutet. Im 10. Jahrhundert gehörten sie zeitweise dem Lutizenbund an. Sonst ist von ihnen kaum etwas überliefert worden. Wichtige Burgen waren bei ihnen die Burgwallinsel Vipperow und die Burgwallinsel im Feißnecksee bei Waren. Ein wichtiges Heiligtum wird auf der Insel "Schulzenwerder" bei Babke im Jäthensee vermutet.
Der westslawische Volksstamm im Gebiet Neletici siedelte entlang der Saale bei Halle und nordöstlich bis Zörbig und Brehna im Bundesland Sachsen. Sie wanderten seit dem 6. Jahrhundert in diese fruchtbaren Gebiete ein und gerieten im 10. Jahrhundert in deutsche Abhängigkeit. Sie lebten vorrangig von Ackerbau und Viehzucht, sowie vom Fischfang. Im Jahre 961 wurde der Stamm das erste Mal urkundlich erwähnt.
Die Nizizi waren ein westslawischer Stamm, der die Gebiete zwischen der Mulde, Elbe und der Schwarzen Elster bewohnte. Heute ist dieses Gebiet mit den Landkreisen Elbe-Elster, Wittenberg und Nordsachsen identisch. Die Übersetzung des slawischen Stammesnamens kann mit "Bewohner der Niederung" erklärt werden. Ob es bei den Nizizi eine Haupt- oder Stammesburg gab, ist heute unklar. Endgültig unter deutsche Herrschaft kamen die Nizizi im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts.
Die Obodriten, auch Abodriten, waren ein slawischer Stamm, die hauptsächlich Westmecklenburg und Ostholstein besiedelten. Schon im späten 8. Jahrhundert kämpften sie an der Seite Karls des Großen gegen die ihnen benachbarten östlichen Wilzen. Bekannt ist, dass sie schon lange in Feindschaft mit ihnen standen, die wohl aus Gebietsstreitigkeiten bei der Einwanderung herrührt. Die wichtigsten Burgen bei ihnen waren die Mecklenburg bei Wismar, die Burg Werle an der Warnow und die Burg Schwerin. Bei den Obodriten gab es schon früh eine Fürstendynastie. Im Jahre 983 schlossen sie sich dem von den Lutizen geführten Slawenaufstand an, bei dem es gelingt, die deutsche Herrschaft auch auf ihrem Gebiet für längere Zeit zu beenden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts war "Gottschalk" Fürst der Obodriten, der erstmals versuchte, sein Land zu christianisieren. 1066 wurde er von aufgebrachten Slawen wahrscheinlich deswegen ermordet. Das Land verfiel wieder in den alten heidnischen Glauben unter den Fürsten Kruto. 1147 versucht der deutsche Herzog Heinrich der Löwe entgültig die heidnischen Gebiete zu unterwerfen, was ihm unter viel Blutvergiessen auf slawischer Seite gelang. 1160 zog er erneut gegen die immer wieder unruhigen Obodriten, die zuvor immer wieder scharmützelartig die Deutschen und Dänen angriffen. Dabei kommt der slawische Stammesfürst Niklot ums Leben. 1167 unterwirft sich der Sohn Niklots, Pribislaw, entgültig Heinrich dem Löwen. Er erhielt daraufhin Teile des Obodritenlandes als Lehen zurück und gründete damit das Geschlecht der späteren Herzöge Mecklenburgs, die erst 1918 ausstarben.
Die Nuthe an einem Herbstmorgen
Die Ploni, auch Bloni, waren ein westslawischer Stamm, der im Gebiet zwischen den Flüssen Plane, Nuthe und Nieplitz im heutigen Brandenburg siedelte. Im Norden grenzte ihr Gebiet an die Heveller, im Osten waren die Sprewanen ihre Nachbarn. Sie wanderten um/nach 700 in die Gebiete ein und wurden in der Mitte des 12. Jahrhunderts endgültig von den Deutschen geschlagen. In ihrem Gebiet gab es viele Befestigungsanlagen, die meist 40 bis 80 m groß und oft nur eingliedrig waren. Diese entstanden wohl erst im 9./10. Jahrhundert, als es zu ersten Übergriffen von deutscher Seite her kam. Hauptort der Ploni war die Burg "belizi" die 997 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Städte Beelitz und Belzig beanspruchen heute beide diesen historisch überlieferten Ort für sich.
Die Polaben waren ein slawischer Stamm, der mit zum Verband der Obodriten gehörte. Ihr Siedlungsgebiet umfasste ungefähr den heutigen Kreis Herzogtum Lauenburg und das Wendland, östlich von Lüneburg. Ihr Hauptort war Ratzeburg, wo eine stark befestigte Inselburg lag. Ihr Land war in der Mitte des 12. Jahrhunderts zweigeteilt. Die westlichen Gebiete gehörten Heinrich dem Löwen und die östlichen Teile unterstanden den Obodriten. Die Nachfahren der Polaben soll es noch im 18. Jahrhundert gegeben haben.
Kreidefelsen auf Rügen
Die Ranen waren ein slawischer Stamm, die auf der Insel Rügen und dem umliegenden Festland seit dem 8./9. Jahrhundert siedelten. Ihre bedeutendsten Burgen waren die Anlagen auf dem Rugard in Bergen, die Burg Charenza und der Burgwall am Kap Arkona ganz im Norden der Insel. Die Ranen hatten an ihrer Spitze Fürsten aber auch Priester, die nach Überlieferungen mehr Bedeutung hatten als die Fürsten selbst. Die Götter ihrer Kultwelt stellten die Bewohner mit überlebensgroßen Holzplastiken dar, die mit bis zu 7 Gesichtern verziert waren. Sie wurden in kunstvoll verzierten Tempeln in den Burgen von Arkona und Charenza aufgestellt. Man vermutet heute, dass nach dem Untergang des Lutizenheiligtums Rethra in Mecklenburg, die Burg am Kap Arkona dessen Aufgabe ab 1068 übernahm. Die Menschen lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, der Viehzucht und vom Fischfang, wie in anderen slawischen Gebieten auch. Im Jahr 955 kämpften sie erfolgreich an der Seite der Deutschen gegen die slawischen Stämme der Wilzen und Obodriten. Im 12. Jahrhundert hatten sie immer wieder unter Angriffen aus Dänemark zu leiden, da sie auf Wikingerart sehr häufig deren Gebiete geplündert hatten. In Ralswiek auf Rügen befand sich ein wichtiger Seehandelsplatz, von wo aus Handel von Skandinavien bis in den Orient betrieben wurde. Im Sommer 1168 eroberten die Dänen endgültig die Insel, indem sie die wichtigsten Burgen Charenza und am Kap Arkona eroberten. Die Ranen wurden christianisiert und vermischten sich Laufe der Zeit mit der neuen deutsch angesiedelten Bevölkerung. Das ranische Fürstengeschlecht starb 1325 mit Wizlaw III. aus. Die letzte slawisch sprechende Frau auf Rügen soll 1404, also 236 Jahre nach der Kapitulation der Slawen, gestorben sein.
Gewitterstimmung über dem See Lieps südlich von Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern)
Die Redarier waren ein slawischer Stamm im heutigen Ostmecklenburg. An ihr Gebiet grenzten die Tollenser, Müritzer, Ukranen und Dossanen. Erstmals erwähnt wurden sie am 14. Oktober 936 als "Riadri". Schon um 973 waren sie den Deutschen tributpflichtig. Wohl aus diesen Gründen kam es 983 zum großen Lutizenaufstand, deren Führung die Redarier übernahmen. Die Slawen konnten sich dadurch lange Zeit von der deutschen Einflussnahme befreien. In Überlieferungen heisst es, dass die Redarier die tapfersten Slawen gewesen sein sollen. Um 1003 waren sie sogar mit Heinrich II. verbündet. Ihre Hauptburg war das bis heute verschollende Rethra, welches am Südende des Tollensesees und im Bereich der Lieps vermutet wird. Hier gab es eine Priesterschaft, die die Entscheidungen über das Land der Lutizen steuerten. Infolge von Machtstreitigkeiten innerhalb des Bundes kam es 1056/57 häufig zu Auseinandersetzungen, durch die die Lutizen immer mehr an Bedeutung verloren. Der große Wendenkreuzzug von 1147 unter Führung Heinrich des Löwen brachte die endgültige Unterwerfung des Landes. Klöster wurden nach und nach errichtet und deutsche Einwanderer angesiedelt, wodurch die Slawen mit der Zeit assimiliert wurden.
Die Rezanen waren ein westslawischer Volksstamm, der im Bereich an der oberen Havel im Norden Brandenburgs siedelte. Der Name leitet sich vom Wort "Reka" ab, was soviel wie "Fluss" bedeutet. Den Stammesnamen kann man also mit "Flussbewohner" übersetzen. Auch sie waren wie Bewohner der anderen Stämme Ackerbauern, Viehzüchter, Fischer und Wildbienenzüchter.
Die Siusili waren ein westslawischer Stamm, der seit dem 8./9. Jahrhundert im Gebiet der Leipziger Tieflandsbucht im heutigen Sachsen siedelte. Sie gehörten zum Stammesverband der Sorben, die 873 einen Angriff nach Thüringen unternahmen. 874 wurde dieser Aufstand von deutscher Seite niedergeschlagen. Die Siusili und andere Slawenstämme mussten sich unterwerfen. Im 10. Jahrhundert wurde ihr Gebiet endgültig erobert und eingedeutscht. Ihre Hauptburg lag vermutlich in Landsberg.
Die Sorben sind ein westslawischer Stamm, der im 8./9. Jahrhundert aus Schlesien und Böhmen kommend, die Gebiete zwischen Neiße und Saale besiedelte. Bereits im 8. und 9. Jahrhundert gerieten sie zunehmend in die Abhängigkeit des ostfränkischen Reiches. Anscheinend gliederte sich ihr Gebiet in mehrere Königsherrschaften auf, denn 806 ist die Rede von einer Unterwerfung aller sorbischen Könige. Laut Bayerischem Geographen hatten die Sorben im 9. Jahrhundert insgesamt 50 Burgbezirke (Civitas). Erst unter Heinrich I. dürfte es zu einer intensiven Neubesiedlung durch deutsche Einwanderer gekommen sein. Noch heute gibt es eine slawische Minderheit in der Lausitz, die als Sorben bezeichnet werden.
Die Sprewanen waren ein slawischer Stamm, der im Berliner Raum seit dem 8. Jahrhundert siedelte. Sie errichteten ihre Siedlungen im Bereich der Havel und Spree. Ihre Hauptburg war die Burg auf der Köpenicker Schlossinsel. Man geht heute davon aus, dass die Sprewanen früher zu den Wilzen gehörten wie ihre westlichen Nachbarn, die Heveller, auch. Um 1150 lebte in der Hauptburg der Sprewanenfürst Jaxa, der sich sogar eigene Münzen prägen ließ. Zu der Zeit standen die Sprewanen unter polnischem Einfluss.
Der Fluss Tollense am Burgwall Groß Below/Golchen in Mecklenburg-Vorpommern
Die Tollenser waren ein slawischer Stamm, der östlich des Tollensesees und Tollenseflusses in Mecklenburg siedelte. Er gehörte seit dem 10. Jahrhundert dem Lutizenbund an und wurde im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Sie beteiligten sich 983 am großen Slawenaufstand. Ihre Nachbarn waren die Redarier, dessen Hauptort Rethra sich an der Grenze zu ihnen befunden haben soll. Daher übernahmen die Redarier und Tollenser den Anspruch auf die Führungsrolle im Bund. 1056/57 kam es daher zu Auseinandersetzungen mit den Kessinern und Zirzipanen, die auch die Führung beanspruchten. Die Tollenser und Redarier sollen dem Streit mindestens drei Mal unterlegen haben. Sie holten sich daher Hilfe beim Obodritenfürsten Gottschalk und beim Sachsenherzog Bernhard. Mit Hilfe der Unterstüzungstruppen konnten die Kessiner und Zirzipanen unterworfen und vernichtend geschlagen werden. Diese handelten sich den Frieden für 15.000 Mark ein. Der christliche Chronist Helmold von Bosau berichtete über dieses Ereignis, dass es den Sachsen dabei nur um das Geld und nicht um die Christianisierung der Slawen ging. Der Lutizenbund war seit diesem Ereignis dem Untergang geweiht. Der große Wendenkreuzzug von 1147 unter Führung Heinrich des Löwen brachte die endgültige Unterwerfung des slawischen Landes. Neue Klöster wurden nach und nach errichtet und deutsche Einwanderer angesiedelt, wodurch die Slawen mit der Zeit assimiliert wurden. Hauptort der Tollerser war mit einiger Sicherheit der Burgenkomplex am Gädebehner- Möllner- und Kastorfer See bei Neubrandenburg in Mecklenburg. Diese drei Seen waren zur Slawenzeit noch ein zusammenhängendes Gewässer, an dem sich vom 9. bis 12. Jahrhundert gleich vier slawische Burganlagen (Mölln, Wildberg, Kastorf, Kastorf-Insel im Kastorfer See) befanden.
Die Uecker bei Eggesin
Die Ukranen, auch Ukrer genannt, waren ein slawischer Stamm, der im Gebiet des Flusses Ucker/Uecker siedelte. Der Stammesname leitet sich dabei vom Flussnamen ab. Seit dem 8. Jahrhundert besiedelten sie das Land und lebten vom Ackerbau, Fischfang und von der Viehzucht. Ihre Hauptorte lagen in Drense und auf der Burgwallinsel im Oberuckersee bei Fergitz. 948 wurden die Ukranen das erste Mal schriftlich erwähnt. 983 schlossen sie sich dem Lutizenaufstand an und konnten sich so vorerst von der deutschen Einflussname befreien. Dennoch gelang es später ihr Land endgültig zu unterwerfen. Noch heute erinnert der Name Uckermark an die einstigen slawischen Bewohner.
Die Wagrier waren ein slawischer Stamm, der zu den Obodriten gehörte. Sie siedelten seit dem 8. Jahrhundert im östlichen Teil von Holstein. Ihre Hauptburg war die Starigard im heutigen Oldenburg in Holstein. Seit dem 10. Jahrhundert wurden sie unterworfen und christianisiert, behielten jedoch einheimische Fürsten. Durch den großen Slawenaufstand von 983 konnten die Wagrier unter ihrem Fürst Kruto die deutsche Oberherrschaft abschütteln. Die Wagrier waren bei den Dänen durch ihre wikingerartigen Überfälle gefürchtet. 1138/39 haben die Sachsen Wagrien erobert und unterworfen. Ab 1143 wurde mit der Ansiedlung deutscher Bauern im Süden und mittleren Teilen Wagriens begonnen. Im Laufe der Zeit wurden auch die letzten Gebiete deutsch besiedelt und die slawische Sprache starb aus.
Die Warnower waren ein slawischer Stamm, der zu den Obodriten gehörte. Ihr Land hatte den Namen "Warnabi" und lag im Bereich des Flusses Warnow in Mecklenburg. In Groß Raden konnte man durch Ausgrabungen einen kulturellen Mittelpunkt des Stammes im 9. und 10. Jahrhundert nachweisen. Später war ihre Hauptburg wohl die Burg Werle an der Warnow. Die Warnower lebten von Fischfang, Ackerbau und Viehzucht. Auch Handel mit weit entfernten Gegenden wurde betrieben, wie Funde zeigten. Die Warnower waren eher ein kleiner Stamm, der nie irgendwelche größere Bedeutung im slawischen Raum erlangen konnte.
Die Wilzen, auch Welataben genannt, waren ein großer slawischer Stammesverband, der um/nach 700 in das heutige Nordostdeutschland einwanderte. Sie besiedelten das südliche Vorpommern, das östliche Mecklenburg und Teile des nördlichen Brandenburgs. Typisch für die Wilzen war die Errichtung von mehrgliedrigen Großraumburgen, wie beispielsweise in Neubrandenburg, Rothemühl, Dargun, Tutow, Wildberg am Kastorfer See, Wittenborn usw. Überliefert ist, dass die Wilzen mit den benachbarten Obodriten in Feindschaft lebten und es daher zu ständigen Auseinandersetzungen kam. Auch mit dem ostfränkischen Reich gab es immer wieder kriegerische Streitigkeiten. Um dem ein Ende zu setzen zog Karl der Große 789 mit Unterstützung der Obodriten gegen die Wilzen und konnte deren Fürst Dragowit unterwerfen. Dadurch wurde die wilzische Zentralgewalt derart geschwächt, dass die Teilstämme des Gebietes wieder in die Eigenständigkeit übergingen. Bis 983 lebten sie in loser Abhängigkeit zum Ostfrankenreich. Aus den Wilzen entwickelten sich die Lutizen, die 983 den großen Slawenaufstand ins Rollen brachten, um sich von der deutschen Einflussnahme loszusagen.
Die Wolliner waren ein kleiner slawischer Stamm, der auf der heutigen Insel Wolin und angrenzenden Gebieten in Polen siedelte. Sie waren seit dem 9. Jahrhundert hier ansässig und verehrten die Götter Triglaw und Swantevit, denen Tempel gewidmet waren. Hauptort der Wolliner war die von den Wikingern gegründete Stadt Julin, auch Jomsburg genannt. Sie befand sich an der heutigen Stelle der Stadt Wolin. Nach Überlieferungen soll diese Stadt eine blühende Handelsmetropole gewesen sein, die wahrscheinlich auch identisch mit dem sagenumworbenen Vineta ist. Im 12. Jahrhundert wurden die Wolliner endgültig missioniert. Bis dahin waren sie hartnäckige Heiden, die ihre Götter mit Tier- und Menschenopfern huldigten.
Die Zamzizi waren ein kleiner westslawischer Stamm, der im Ruppiner Land in Brandenburg siedelte. Ihr Stammeszentrum lag auf einer Halbinsel mit vorgelagerter Insel beim heutigen Alt Ruppin. Dort wurden mit großer Wahrscheinlichkeit auch Götter verehrt. Erst durch die endgültige Christianisierung im 12./13. Jahrhundert wurden die Zamzizi verdrängt und von der einwandernden deutschen Bevölkerung assimiliert.
Die Peene am Burgwall Demmin-Haus Demmin in Mecklenburg-Vorpommern
Die Zirzipanen waren ein slawischer Stamm, der im Gebiet des Teterower Sees und im Bereich der Peene siedelte. Wichtige Burgen lagen bei ihnen in Demmin, Dargun, Teterow, Suckow, Krakow am See, Behren-Lübchin und in Altkalen. Ihr Stammesname bedeutet soviel wie "um die Peene wohnenden". Seit dem 8. Jahrhundert besiedelten sie den heutigen östlichen Landkreis Güstrow und den Landkreis Demmin. Im 10. Jahrhundert schlossen sie sich dem Lutizenbund an. Hauptburg war wohl der Burgwall auf der Insel im Teterower See, der auch als Fürstensitz diente. Auch die Gottheit Svantovit wurde hier in Form eines Götzenbildes verehrt. 1056/57 kam es innerhalb des Lutizenbundes zu heftigen Auseinandersetzungen, den die Zirzipanen letztendlich verloren. Das Land kam dann in dänische Hand, zudem gab es immer wieder Kriege der Zirzipanen mit den Pommern und Obodriten. Der große Wendenkreuzzug von 1147 verwüstete das Land endgültig. Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wurde das Land neu besiedelt und die restlichen Zirzipanen wurden assimiliert.