Slawische Keramikarten (Auswahl)


Nachbildungen von mittel- bis spätslawischen Gefäßen des 10./11. Jahrhunderts aus Mecklenburg, hergestellt von Anna Stadler 2016


Das meiste, was man heute noch in slawischen Burgen oder Siedlungen vorfindet, ist die Keramik. Der mecklenburgische Prähistoriker Ewald Schuldt (1914-1987) konnte die verschiedenen Typen erstmals in früh-, mittel- und spätslawisch unterscheiden.


1. Frühslawische Keramik

Die frühslawische Keramik existierte im 7. bis 9. Jahrhundert im ganzen westslawischen Bereich. Es gibt zwei Keramiktypen, benannt nach ihren ersten Fundorten. Der völlig unverzierte Typ wird auch als "Sukower Typ" bezeichnet. Er datiert in das 7. bis 8. Jahrhundert. Der oftmals mit Wellenbändern verzierte Keramiktyp wird als "Feldberger Typ" bezeichnet. Er datiert in das 8. bis 9. Jahrhundert. Es ist zu vermuten, dass beide Keramiktypen aus der slawischen Urheimat stammen. Die Töpfe wurden anscheinend noch nicht auf einer drehbaren Töpferscheibe hergestellt, wie die späteren Keramiktypen. Die Qualität dieser Tonwaren war sehr hoch und die Verzierungen waren kunstvoll ausgeführt.

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2. Mittelslawische Keramik

Die mittelslawische Keramik existierte im 9. und 10. Jahrhundert. Es gibt verschiedene Unterarten, benannt nach ihren jeweiligen Fundorten. Der am häufigsten auftretende Keramiktyp ist der "Menkendorfer Typ". Was auffällt ist der Umstand, dass die Qualität der Töpfe in dieser Zeitepoche erheblich nachlässt. Die Verzierungen sind oftmals nur grob ausgeführt und haben nicht mehr die Qualität der frühslawischen Keramiken. Auch die einzelnen Bestandteile des Tons sind viel gröber. Was die Gründe dafür sind, ist schwer zu deuten. Entweder wanderten in dieser Zeit neue slawische Stämme in unser Gebiet ein, die den alten Keramikstil verdrängten, oder man benutzte jetzt drehbare Töpferscheiben. Möglich ist auch, dass es in der frühslawischen Zeit ein richtiges Töpferhandwerk gab und ab der mittelslawischen Zeit wieder die Eigenproduktion Mode wurde. Das Einzige, was noch mit der alten Keramik gleich ist, sind die Verzierungselemente in Form von Linien, Punkten oder Wellenbändern.

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3. Spätslawische Keramik

Die spätslawische Keramik existierte vom 11. bis 13. Jahrhundert und hat je nach Region verschiedene Verzierungselemente. Am meisten tritt aber der "Vipperower Typ" auf. Wie auch die mittelslawische Keramik, hat die spätslawische ebenfalls eine schlechte Qualität, verglichen mit den frühslawischen Keramiktypen. In der letzten slawischen Siedlungsphase des 12./13. Jahrhunderts erkennt man an einigen Gefäßtypen, dass anscheinend deutsche Keramikarten auf die slawischen Töpfer Einfluss gehabt haben. So wird die Qualität wieder besser, die Gefäße werden dünnwändiger und die Wellenbandverzierung verschwindet. Möglicherweise lebten zu dieser Zeit schon hier und da deutsche Zuwanderer bei den Slawen, die ihnen den frühdeutschen Keramikstil näher brachten. In diesen slawischen Töpfen kann man also eine Art Übergangsform sehen.

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